In der Bürgerinformationsveranstaltung gab es einhellige Kritik an einer Be- und Überbauung der Stadtbahn- und Buswendeschleifen Vauban. Eine Bebauung hätte irreversible nachteilige Auswirkungen auf zukünftige Stadtteilentwicklungen. Stadt Freiburg hat Machbarkeitsstudie beauftragt.
Der große Saal im Haus 037 im Stadtteilzentrum Vauban war gut besucht, als Stadtteilverein Vauban (SVV) und Bürgerverein FR-St.Georgen (BV) am 29. Nov. 2017 in einer gemeinsamen Veranstaltung die Bürger über die städt. Planungsabsichten an der Wendeschleife informierten und auch jeweils ihre ablehnenden Stellungnahmen begründeten. Auch in der anschließenden Diskussion gab es kein Verständnis für die bisher von der Stadt entwickelten Konzepte. Die Stadtplaner hatten die beiden Stadtteilvereine noch kurz vor der Veranstaltung informiert, dass in der inzwischen beauftragten Machbarkeitsstudie nur noch eine Variante mit Bebauung in und z.T. über den Wendeschleifen von Stadtbahnlinie 3 und Buslinie 11 geprüft wird.
An diesem Abend waren sich alle Anwesenden einig, dass das städtische Bebauungskonzept gravierende Nachteile für die Bestandssituation und vor allem auch irreversible negative Auswirkungen auf zukünftige Stadtteilentwicklungen mit sich bringt.
Hier die wichtigsten Argumente:
- Die geplante Bebauung verhindert einen durchgängigen Grünzug „Josef-Brandel-Anlage – Sportplätze St. Georgen – Dorfbach – Schönberg“.
- Für den Stadtteil St. Georgen, in dem es kaum öffentliche Grünflächen gibt, aber auch für Vauban sind Freiflächen und deren Vernetzung besonders wichtig. Bereits in den Stadtteilleitlinien für St. Georgen wurde dies mit der Forderung nach einem durchgängigen „Grünen Band am Dorfbach“ als prioritäres Entwicklungsziel benannt. Das Gleiche gilt für den im städt. Perspektivplan priorisierten o. g. Grünzug Haslach – St. Georgen/Vauban – Dorfbach – Schönberg.
- Verhinderung einer optimalen zukunftsorientierten ÖPNV-Planung für die Anbindung der Stadtbahn St. Georgen und des zukünftigen S-Bahnhaltepunktes „Innsbrucker Str.“ Auch wenn beide Maßnahmen, die in den städt. Verkehrsplänen bereits seit langem genannt sind, noch nicht kurzfristig umgesetzt werden können, benötigen sie ebenfalls Flächen im Bereich der Wendeschleife.
- Zukünftig können Bus- und Bahnwendeschleife entfallen, was völlig neue und bessere Planungskonzepte möglich macht. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass an der derzeitigen Wendeschleife erst ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept erstellt werden muss, bevor punktuelle Einzelmaßnahmen umgesetzt werden.
- Die konzipierte Bebauung stellt einen massiv verdichteten quartiersuntypischen Baukörper dar, der z. T. aufgeständert über den Stadtbahngleisen und den Busfahrspuren errichtet werden müsste. Erste Testentwürfe sahen Gebäudehöhen vor, die die bestehende Bebauung um 4 – 8 (!) Stockwerke überragen würde, was allein schon zu einer grundsätzlichen Ablehnung durch Stadtteilverein und Bürgerverein geführt hat.
- Die geplante Bebauung schafft dauerhafte Konflikte mit bestehenden direkt angrenzenden Freiraumnutzungen (Bolzplatz, Autofreigelände, Wandelgarten)
- Der Stadtteil Vauban verträgt keine weitere Verdichtung, da er bereits eine der höchsten Einwohnerdichten im Stadtgebiet hat. Vauban benötigt, wie auch St. Georgen (s. Pkt.1), mehr Freiraum auch und besonders für Jugendliche. Bereits jetzt ist der Freizeitdruck auf die privaten landwirtschaftlichen Flächen am Schönberg zu groß, so dass es regelmäßig zu Konflikten kommt.
- Durch eine Bebauung würde ein sehr hochwertiges Biotop zerstört. Die Streuobstwiese (Ausgleichsfläche) innerhalb des Schienenkreisels hat sich inzwischen zu einer sehr artenreichen Blumenwiese entwickelt und die Obstbäume haben gerade erst eine Größe erreicht, bei der sie ihren ökologischen Wert langsam entfalten können und Lebensraum für viele Insekten und Vögel bieten können.
- Der Projektbereich befindet sich zudem an zentraler Verknüpfungsstelle der Grünzüge (Biotopverbund) entlang des Dorfbaches, zum Schönberg und zur Josef-Brandel-Anlage/Haslach.
- Eine massive Bebauung am Ende der Vaubanallee unterbricht vorhandene Luftschneisen und würde somit das Quartiersklima beeinträchtigen.
- Eine Bebauung unmittelbar neben der stark befahrenen Rheintalbahn und neben / bzw. über Stadtbahngleisen und Busspuren ist schon aus Lärmschutzgründen Bewohnern nicht zumutbar.
- Bereits eine grobe Baufolgenabschätzung zeigt große negative und teure Auswirkungen. So müssten schützenswerte Freiräume einer Baustelleneinrichtung geopfert werden, da sonstige Flächen im näheren Umfeld nicht zur Verfügung stehen. Auch der ÖPNV (Bahn- und Busverkehr) ließe sich an diesem für St. Georgen wichtigen Umsteigeknoten während der Baumaßnahme nicht oder nur mit großen Einschränkungen aufrechterhalten.
- Auch ist damit zu rechnen, dass aufgrund der schwierigen Randbedingungen die Kosten den normalen Rahmen überschreiten und letztlich preisgünstiger Wohnraum an dieser Stelle nicht geschaffen werden kann.
Entsprechende Schreiben gehen seitens der Stadtteilvereine an die verantwortlichen städtischen Dienststellen. Der Bürgerverein St. Georgen und der Stadtteilverein Vauban haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass i. Z. der inzwischen beauftragten Machbarkeitsstudie die o. g. Argumente gewürdigt werden und die Stadt letztendlich zu den gleichen Einschätzungen kommt und eine Be- und Überbauung der Wendeschleifen an der Innsbrucker Str. dann zu den Akten gelegt werden kann.
© Le
BZ Artikel vom 1.12.2017, Kritik an Plänen für Wendeschleife
21.11.2017, BV Info Zur VAG Wendeschleife