Die Stadtteilgesprächsreihe „OB vor Ort“ wurde von Martin Horn nach seiner Wahl 2018 neu eingeführt. Dabei sollen Fragen und aktuelle Themen der Ortschaft zur Sprache kommen. Der OB Horn nimmt die Gelegenheit wahr, neben dem Bürgergespräch mit Mitgliedern des Ortschaftsrates oder Bürgerverein, mit Vertreterinnen und Vertretern von Vereinen und weiterer Institutionen in kleiner Runde aus dem Ort zu sprechen. So ähnlich ist es auch am 15. Februar abgelaufen, nur, dass das Bürgergespräch in der Aula des THG mit mehreren hundert interessierte Bürgerinnen und Bürger St. Georgens aus allen Nähten platzte. Viele kamen zur Veranstaltung, um Informationen zum Hauptthema des Abends direkt aus erster Hand zu bekommen.

Martin Horn vor Ort im Stadtteil St.Georgen. Foto: BV Frbg.-St.Georgen

Eine geplante Bebauung des Schönbergs mit Einfachwohnungen stand im Raum. Das Areal am Oberen Zwiegerackerweg grenzt direkt an ein Landschafts- und ein Vogelschutzgebiet (Natura 2000), der Lebensraum vieler bedrohter Tierarten, die bei einer Änderung dort vertrieben würden. Die artenreichen Streuobstwiesen prägen dort die Kulturlandschaft. Ein Bebauungsriegel könnte die Windverhältnisse und die Durchlüftung negativ beeinflussen. In der Vergangenheit wurde von einer Bebauung wegen der hohen ökologischen Bedeutung, der geringen Flächengröße und dem erheblichen Widerstand der Bevölkerung abgesehen.

Die schlechte Anbindung an den ÖPNV und fehlende Nahversorgung wurde als Negativpunkt herausgehoben, gerade für Menschen, die sich integrieren möchten. Die Nachbarschaft zu den zurückgezogenen Jesidinnen birgt Konfliktpotenzial mit anderen Religionsgruppen. OB Martin Horn, der Leiter des Umweltschutzamt Klaus von Zahn und Bruno Gramich, Leiter des Amtes für Liegenschaften und Wohnungswesen, versuchten, die Befürchtungen zu zerstreuen, dass die 15-20 Wohnungen für Flüchtlinge und bedürftige Familien nicht den Beginn einer Zersiedelung des Schönbergs darstellt. Die vorgebrachten Argumente aus dem Plenum wurden gegen eine Bebauung, aber ausdrücklich nicht gegen Flüchtlinge vorgebracht. Man habe Baugebiete in St. Georgen wie die ‚Inneren Elben‘, wo eine Bebauung für eine gelungene Integration sicher besser wäre. Der Bürgerverein stimmt einer Bebauung der Schönbergwiesen auf keinen Fall zu, versicherte Martin Maier unter lautem Applaus. Kritik kam auch zur nicht ausreichenden Informationspolitik der Stadtverwaltung in dieser Sache. Nach vielen Wortmeldungen wurde der Oberbürgermeister aufgefordert, dieses Projekt nicht weiter zu verfolgen und es wurde verlangt, dass Alternativen geprüft werden.

Die Elternvertreter der Schneeburg-Grundschule und des Theodor-Heuss-Gymnasium meldete sich zu Wort, um auf den desolaten Zustand beider Turnhallen zu verweisen. Man wolle eine nachhaltige Sanierung und damit ein Ende des Dauerprovisoriums, sowie ein Zukunftsplanung gegen den drängenden Platzmangel in den Schulen.

Natürlich wurde das Stubenareal angesprochen, das mit der Zusicherung einer baldigen Sanierung schnell beendet wurde. Im März geht es los, so OB Horn. Wichtig war den Vereinen, dass sie ein eigenes Nutzungskonzept ausarbeiten können. Die Räume der Stube können die Vereine dann kostenneutral in Selbstverwaltung nutzen, was OB Horn zusicherte.

Es gab auch Lob aus dem Plenum. Die Teufelsbrücke wurde schön und termingerecht saniert und der Zugang zum Schönberg schon im Januar für die Öffentlichkeit freigegeben. Das Thema Naherholung, Freiflächen und Parks wurde angesprochen –  als wenig vorhanden. Die paar Grünflächen müssen erhalten oder ausgebaut werden, wie das „grüne Band“ entlang des Dorfbaches, schon 2011 in den Stadtteilleitlinien aufgeführt. OB Horn kündigte an, dass die Abfallwirtschaft im Sommer auf dem Schönberg erstmalig Mülleimer aufstellen und auch leeren wird, um einer Vermüllung entgegen zu treten. Auf eine derartige Lösung hatte der Bürgerverein schon lange gedrängt.

Es wurde darüber aufgeklärt, dass im Freibad ein neues Kassenhaus gebaut wird, was überleitete zur katastrophalen Verkehrssituation im Kreuzungsbereich bei der Schwimmbadzufahrt. Gerade für den Sommer sei eine Ampel oder Zebrastreifen dringend geboten.

An diesem Abend wurde natürlich auch über eine mögliche Stadtbahn für St. Georgen gesprochen. OB Martin Horn fragte bei einem spontanen Stimmungsbild ab, wer denn gerne eine Bahn hätte und war überrascht, dass sich viele Hände für eine Stadtbahn hoben. Der Bürgerverein fordert als Grundlage jeder Diskussion eine Machbarkeitsstudie. Man muss klären, welche Möglichkeiten für einen Bau gegeben sind. Zudem muss eine mögliche Trasse frei bleiben, und keine weitere Bebauung genau da erfolgen, wo eine Trasse verlaufen könnte.

Dringend müsse man jetzt schon darauf bestehen, dass die Anschlüsse zwischen den bestehenden Linien und dem Bus reibungslos funktionieren. „Auf jede Bahn ein Bus“ , für einen großen Vorort wie St. Georgen eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Eine attraktive Zwischenlösung könnte auch ein Pendelverkehr innerhalb des Ortes sein. Ganz mutige Träumer dachten dabei an einen leisen Elektro-Bus.

OB Horn wurde aus dem Bürgergespräch im THG mit einigen Hausaufgaben verabschiedet, deren Lösungen in St. Georgen mit Spannung erwartet werden.

©A. Engler

Den (kostenpflichtigen) Artikel in der Badischen Zeitung finden Sie hier:

BZ-Artikel “Diese Themen sind St.Georgenern wichtig” (19.02.20)