alle Fotos: BV Frbg. – St.Georgen
Den Eingang in den Schulgarten der Waldorfschule St. Georgen findet man nicht ganz leicht. Aber wenn am Dorfbach das geschwungenen Tor offen steht, dann sind interessierte Besucher sehr willkommen! Und fast sicher ist Hermann Bents in dem weitläufigen Garten am Richten, Pflanzen oder Werkeln. Die Freie Waldorfschule St. Georgen gibt es 1973 und neun Jahre später begann der diplomierte Forstwirt seine Arbeit als Gartenbaulehrer. In diesen Jahren hat er vielen Schüler von der 6. bis 10. Klasse die grundlegenden gärtnerischen Tätigkeiten nahe gebracht, denn der Unterricht im praktischen Umgang mit Erde, Pflanzen und Tieren ist im Lehrplan der Waldorf-Schule obligatorisch.
In diesem Lebensabschnitt ist Gartenarbeit nicht für jede/n Schüler/in echt attraktiv. Aber rückblickend, so der Lehrer Hermann Bents, erinnern sich die meisten doch gerne zurück an das gemeinsame Arbeiten im Schulgarten und an die Theorie und an daraus resultierenden praktischen Ergebnisse.
Jede Gärtnerin, jeder Hobbyanbauer kennt die tolle Erfahrung, wenn die eigene Produktion von Grundnahrungsmitteln in einem Kreislauf des Schaffens erfolgreich verlaufen ist. Wer selbst gärtnert weiß auch, wie anstrengend das manchmal ist!
Von der Bearbeitung des Bodens, über den Anbau, hin zur Ernte und der anschließenden Verarbeitung Obst oder Kräutern – alles wird im Gartenbauunterricht gemacht. Es kann sehr befriedigend sein, die selbst hergestellte Marmelade in den Händen zu halten.
In der Waldorfschule werden die Erträge des Gartens in der täglichen Schulküche verwendet und eigene Produkte auf dem jährlichen Martinsmarkt verkauft.
Jetzt steht Herman Bents kurz vor seiner Berentung und hat kann zufrieden über den sorgfältig angelegten Garten blicken. Mehrere Komposthäufen in jedem Stadium sind unübersehbar, denn ganz wichtig ist die natürliche Verbesserung des Bodens, ohne Dünger oder Chemie. Man sieht am Rande die großen Frühbeete, die sorgfältig belüftet werden, davor liegen gelockerte gerade Beete. Die Zuckererbsen sind schon weit für Mai und perfekt hochgebunden. Rechts ein Wäldchen von alten Apfelsorten wie „geflammter Admiral“ oder „Gewürzluiken“, alle selbst gepfropft von der Oberstufe. Es gibt einen schönen Hühnerstall, dessen Bewohner samt stolzem Hahn Eier direkt an die Küche liefern.
Für Hermann Bents ist der Garten ein geschaffener Lebensraum für Pflanze und Tiere gleichermaßen.
Hermann Bent. Foto (BV Frbg. – St.Georgen)
Die Gartenfläche entlang des Dorfbaches wird umrahmt von einheimischen Bäumen und Büschen. Es gibt Brennnesseln und Reisighaufen, ideal für Kleinlebenwesen und es wurden Trockenmauern errichtet, wo sich immer mehr Eidechsen tummeln. Das Vogelgezwitscher ist richtig laut, es gibt viele Nistkästen und Schlupflöcher für den Nestbau und zum Brüten. Seit vielen Jahren werden dort und am ganzen Bachlauf Nistkästen aufgehängt und betreut.
Schon 1986 wurde die Arbeit der Waldorfschule am und für den St. Georgener Dorfbach vom damaligen OB Böhme honoriert. Zu der Zeit begannen die Freiburger Bachpatenschaften, als praktischer Naturschutz an Gewässern, die jetzt dem Garten- und Tiefbauamtes eingegliedert und aus dem ökologischen Freiburg nicht mehr wegzudenken sind.
Manch einer kennt Hermann Bents aus einem, nicht unbedingt schulbezogenen, Zusammenhang. Seit Anfang der 90er Jahre bietet er vogelkundliche Exkursionen an. Zunächst nur schulintern, jetzt sind es öffentliche Vogelstimmenwanderungen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU).
Ist man sehr früh morgens unterwegs, kann es passieren, dass man einer Gruppe müder Menschen am Dorfbach oder in den Streuobstwiesen des Schönbergs begegnet, die unter engagierter Anleitung von Hermann Bents das Vogelkonzert im Morgengrauen einem Vogel zuzuordnen versuchen. Diese vogelkundlichen Spaziergänge sind eine sehr schöne Erfahrung, vielleicht auch deshalb, weil der Pädagoge Bents seinen eigenen achtsamen Umgang mit der Natur anderen vermitteln kann.
Der Schulgarten der Waldorfschule St. Georgen ist kein öffentlicher Ort, aber wenn die Tür offen ist können Interessierte gerne eintreten.
© A. Engler