Seit vielen Jahren setzt sich Gunhild Rauch für eine nachhaltige Lebensweise und den Umweltschutz ein und kämpft auf eine sehr individuelle Weise gegen die Vermüllung der Landschaft. Sie nimmt nicht nur einmal im Jahr an der Aktion „Freiburg putzt sich heraus“ teil, sondern sammelt das ganze Jahr über und auf all ihren Wegen mit ihrer Abfallzange den herumliegenden Kleinmüll in St. Georgen ein.

Sie hatte die Idee, eine regelmäßige Aktion in St. Georgen und am Schönberg zu starten und ergriff die Initiative mit einem Aufruf an die Vereine und in der Presse. Der Bürgerverein hat sie gebeten, über die Beweggründe und ihre Motivation zu schreiben. A.E


Wiesenraine und Baumscheiben haben keine Lobby

Als naturverbundener Mensch beobachte ich mit Sorge die zunehmende Vermüllung unserer Umgebung und leide selbst sehr darunter. Die Folgen der Wohlstandsgesellschaft, die zur Wegwerfgesellschaft wird, zeigt sich nicht nur durch wild abgelagerten Sperrmüll, sondern auch im Kleinen. Unachtsam wird Verpackungsmaterial einfach in der Landschaft oder auf dem Bürgersteig entsorgt. Hinzu kommen Kippen und Kaugummis, inzwischen auch jede Menge medizinische Masken.

Das Hauptproblem in unserer modernen Gesellschaft scheint mir darin zu liegen, dass wir zwar das Höchstmaß individueller Freiheit einfordern, aber nicht bereit sind, die Verantwortung für die Folgen unseres Tuns zu übernehmen. In den Augen vieler Menschen ist dafür die Gesellschaft mit ihren Institutionen zuständig. Die Lasten werden auf das Kollektiv abgewälzt. Das gilt für das Hinschnippen von Zigaretten genauso wie für den Klimawandel. Was nötig ist, ist ein Bewusstseinswandel. Einen Schritt in diese Richtung weisen Müllsammelaktionen, indem die Teilnehmer den Passanten einen Spiegel vorhalten.

Die einmal im Jahr stattfindende Veranstaltung „Freiburg putzt sich raus“, die in allen Stadtteilen, organisiert von den örtlichen Bürgervereinen und unterstützt von der im Garten- und Tiefbauamt angesiedelten Stelle „Freiburg packt an“, durchgeführt wird, reicht bei weitem nicht aus, der Verwahrlosung des öffentlichen Raums entgegenzuwirken. So ziehe ich seit Jahren auf eigene Faust los und sammle, ausgerüstet mit einer Zange und einem Müllbeutel, die Hinterlassenschaften unachtsamer Mitbürger auf. Von manchen Passanten werde ich beäugt, als käme ich von einem anderen Stern; zunehmend bekomme ich aber positive Resonanz bei meinen Müllspaziergängen.

Als ich im Mai davon las, dass in Kirchzarten die Privatperson Richard Scherrer, eine Müllsammelaktion, jeweils am ersten Samstag im Monat organisiert, habe ich  dort ein paar Mal mitgemacht, bis in mir selber der Entschluss reifte, auch in St. Georgen eine solche monatliche Aktion zu anzuleiten.
Aus Solidarität und für mehr Schlagkraft möchte ich diesem Beispiel folgen und in St. Georgen für unser Anliegen werben. Je mehr Menschen mitmachen, umso mehr Aufmerksamkeit für das Thema „Vermüllung“ kann in der Öffentlichkeit geweckt werden. Es ist die Setzung eines deutlichen Zeichens, das auf Synergieeffekte hoffen lässt. Wie wäre es, wenn in anderen Stadtteilen auch solche Gruppen entstünden?

Insbesondere auch Familien mit Kindern möchte ich ansprechen. Kinder sind leicht zu begeistern und lernen auf spielerische Weise, achtsam mit der Natur umzugehen. Bei der Aktion am 5. Februar waren sechs Kinder dabei. Und alle wollen wiederkommen.  Im Hinblick auf die Zukunft eine gute Aussicht.

Von Frau Borodko-Schmidt, Inhaberin der Stelle „Freiburg packt an“ beim GuT wird meine Idee begrüßt und mit materieller Ausstattung unterstützt. Kleine Schritte an vielen Orten können Großes bewirken. Wer einen Stein ins Wasser wirft, merkt, wie er Kreise zieht…

Die nächste Müllsammelaktion findet am 5. März, 10-12 Uhr statt.  Treffpunkt: Andreas-Hofer-Str. /Ecke Bozener Str.  Anmeldung erbeten unter: muellsammeln2022@web.de oder Telefon:  01573-3935808